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1. Shattered Empire LARP
Der Auftrag
1.Tag (13.04.2821)
Brücke des Valdore Navy Ships VNS Indefatigable:
Zum Erstenmal seit langer Zeit, kam sich Lieutenant Dr. Elena Sukov wieder wie ein richtiger Mensch vor. Der Stoff ihrer Uniform der Valdore Star Navy, fühlte sich angenehm und vertraut an.
Ein Stück ihres bereits verloren geglaubten Selbstvertrauens schien damit zurück zu kehren
und sie war wieder voll in ihrem Element.
Zum Dienst angetreten auf dem Valdore Navy Ship "VNS Indefatigable", nach über 1-1/2 Jahren Haft im valdorianischen Militärgefängnis, genoss es Elena die filtergereinigte Luft auf der alt gedienten Fregatte tief einzuatmen, begleitet von dem vertrauten Geruch dem Raumschiffe und Raumstationen stets anzuhaften schien. Eine Wohltat im Vergleich zu der stickigen, ranzigen Luft in dem unklimatisierten Zellentrakt, wo einem bei der unsäglichen Hitze der grobe Stoff der Gefängniskleidung am ganzen Körper unangenehm klebte.
5 Jahre sollte sie dort ihre Strafe absitzen, weil sie in stark alkoholisiertem Zustand einem Patienten irrtümlich das falsche Medikament in einer tödlichen Dosierung verabreicht hatte...
Erschwerend kam hinzu, dass es sich bei dem Patienten wohl um irgendeine wichtige Persönlichkeit gehandelt haben soll, wesshalb man auch erst in Richtung Mordanschlag ermittelte.
Elena war schockiert, dass man ihr etwas Derartiges überhaupt zutrauen würde. Sie hatte direkt nach einer ausgelassenen und sehr feuchtfröhlichen Beförderungsparty ihres Kollegen den Dienst angetreten, obwohl sie eigentlich garnicht eingeteilt war. Manchmal machte man seltsame Dinge, wenn man zu tief in`s Glas gesehen hatte...
Sie war dem Irrglauben unterlegen ihren Alkoholkonsum unter Kontrolle zu haben. Aber der Abend war einfach zu gesellig gewesen...
Die bisherige Zeit im Militärgefängnis war für sie die Hölle und so kam ihr das Angebot, bei einem riskanten Einsatz der VNS Indefatigable, die medizinische Abteilung zu übernehmen, mehr als recht.
Das Angebot wäre auch ohne das Versprechen den "unschönen Vorfall" aus ihrer Personalakte verschwinden zu lassen, verlockend gewesen.
Kein Risiko der Welt konnte sie davon abhalten aus diesem Höllenloch raus zu kommen. Allein der Gedanke noch über drei Jahre dort verbringen zu müssen, war der blanke Horror. Aber nun stand sie hier! Auf der Brücke der VNS Indefatigable und konnte sich vor lauter Aufregung kaum darauf konzentrieren, was der Captain ihnen zur bevorstehenden Mission sagte.
Im Grunde war es Elena auch egal. Hauptsache sie konnte als Ärztin wieder praktizieren. Von dem taktischen Gerede hatte sie keinen blassen Schimmer. Ihr Aufgabenbereich lag in der Krankenstation und die würde sie nach bestem Wissen und Gewissen führen!
Sie war etwas erschrocken darüber, dass es in der medizinischen Datenbank keinerlei Eintragungen über die Crew gab. Offenbar hatte das Bodenpersonal geschlampt und versäumt die medizinische Datenbank zu synchronieren, als sie die Kryokammern der Crew an Bord der Indefatigable brachten. Nicht die einzige Schlamperei, wie sich heraus gestellt hatte. Leider war qualifiziertes Personal rar geworden. Ein paar der Kryokammern waren nicht fachgerecht angeschlossen worden, was zu einem Kurzschluss geführt hatte. Eine lebensbedrohliche Situation, wenn es nicht rechtzeitig erkannt wird. Und es wurde in diesen Fällen leider nicht erkannt...
Elena musste zusehen, dass sie an die medizinischen Daten der Crew kam, noch bevor es zu brenzligen Situationen kommen konnte. Sie musste wissen, ob jemand gegebenenfalls gegen bestimmte Medikamente allergisch war oder andere Komplikationen zu erwarten waren. Aus diesem Grunde hatte sie Fragebögen für die Crew vorbereitet.
Der Captain schien über diesen Misstand ebenso überrascht, als sie nach dessen Ansprache auf die fehlenden Daten hin wies. Es fehlten nicht nur die Daten der unausgebildeten freiwilligen Rekruten, die sich im Moment noch in Kryostasis befanden, sondern auch die der Rumpfcrew. Umgehend erteilte Captain William Bligh Petty Officer Seline Jenkins die Order, dafür Sorge zu tragen, dass jeder einen solchen Fragebogen erhielt und ausgefüllt in der Krankenstation abzuliefern hatte.
Krankenstation:
Nachdem das geklärt war kehrte Elena zur Krankenstation zurück, wo sie umgehend alles vorbereitete, um die Rekruten kontrolliert aus der Kryostasis erwachen zu lassen. Normalerweise galt die Kryostasis als sehr sicher, sofern beim Einfriervorgang alles gewissenhaft vorbereitet worden war und es zu keiner längeren Unterbrechungen der Kühlung kam. Eine Schwachstelle ist der Verladevorgang, wenn die Kryokammern vorübergehend vom Netz getrennt werden. Dennoch konnte eine korrekt versiegelte Kryokammer, bis zu maximal einer Woche, seinen Passagier ohne Probleme versorgen, doch dann geht es in die kritische Phase über. Bei einigen Kammern der Marines hatte es Probleme gegeben, doch die Kammern der freiwilligen Rekruten schienen alle einwandfrei funktioniert zu haben. Dennoch sollte Elena zur Sicherheit jeden kurz durchchecken, denn wenn es zu Fehlern in der Einfrierphase gekommen war, konnten Teile vom Gewebe absterben. Sollten in so einem Fall lebenswichtige Organe betroffen sein, heisst es schnell zu handeln. Ein vorläufiger medizinischer Check, welcher Durchblutungsstörungen oder Organversagen sofort aufzeigen würde, war schnell gemacht. Elena hätte nach dem Vorfall mit den Kryokammern der Marines gerne eine gewissenhaftere Untersuchung durchgeführt, doch der XO forderte die Untersuchung kurz zu halten, da die Zeit drängte. "Auf ihre Verantwortung" hatte Elena mürrisch gesagt, denn es passte ihr nicht, wenn jemand mit gerade mal ein paar erste Hilfe-Kenntnissen ihr vorschrieb, wie sie ihren Job zu machen hatte...
Der XO Lieutenant Commander David Hunter und der etwas undurchsichtigen Mann vom Geheimdienst Lieutenant Senior Grade Eric Knight, begleiteten jeden Auftauprozess. Während Elena die Vitalwerte checkte, warfen Hunter und Knight einen kurzen Blick auf den Lebenslauf der Rekruten, der nur zu häufig Grund für ein Stirnrunzeln bot.
Der Auftauprozess verlief bei allen Rekruten erfreulicherweise ohne Zwischenfälle. Einige sehr seltsame Gestalten waren schon dabei, doch Elena wagte es nicht dies zu kommentieren. Es waren schwere Zeiten und gutes Personal kaum zu bekommen. Damit wurden die Rekrutierer wohl auch immer dreister. Dem Mann vom Geheimdienst schienen ähnliche Gedanken durch den Kopf zu gehen, da er eine entsprechende Bemerkung dem XO gegenüber fallen liess, als die ersten Rekruten, kaum zurück im Leben, sogleich zum umziehen in die Mannschaftsquartiere geschickt wurden, mit der Order sich anschliessend im Hangar zu versammeln. Vom Farmerjungen mit einem vorlauten Mundwerk, über irgendwelche Schlägertypen bis hin zu einem Rechtsanwalt in finanziellen Schwierigkeiten, war so ziemlich alles vertreten. Selbst ein Rentner, seines Zeichens Master Chief Petty Officer, mit 121 Jahren wurde wieder in den Dienst gestellt! Anscheinend waren auch zwei Kryokammer-Kennungen vertauscht worden, denn ein Rekrut fehlte, dafür war ein anderer freiwilliger Namens J.S.Harper an Bord, der wohl auf dem Schwesterschiff hätte eingesetzt werden sollen, das derzeit neben der Indefatigable Position bezogen hat. Bei dem letzten Rekruten verschlug es dem XO fast den Atem und er brauchte einen Moment, um seine Fassungslosigkeit abzuschütteln. [[Anders gesagt: Ein Outtime-Lachkrampf kurz vor der Hyperventilation bei der Spielleitung ;o) ]] Auslöser für die Schnappatmung seitens des XO waren wohl der dichte Bart, die ungewöhnliche Kleidung und die, für ein Militärschiff absolut unüblichen, bis nahezu zur Hüfte reichenden Haare des Rekruten, der seiner Aussage nach nichts davon wusste sich freiwillig für den Militärdienst gemeldet zu haben... Generell faselte er ständig etwas von Frieden. Elena war geneigt ihm zu glauben, doch sowohl der XO, als auch Eric Knight hielten einen Irrtum für ausgeschlossen. Wahrscheinlich war der Mann betrunken, als er den Vertrag unterschrieben hatte.
Hangar:
Nachdem genug Leute aus der Kryostasis geholt worden waren, um einen geordneten Betrieb an Bord sicher zu stellen, versammelten sich die Rekruten im Hangar, um ihren Aufgaben und Abteilungsleitern zugeteilt zu werden. Es waren längst nicht alle Rekruten aus der Kryostasis geholt worden, um das etwas altersschwache Lebenserhaltungssystem der VNS Indefatigable nicht unnötig an seine Grenzen zu bringen. Sie blieben als Reserve in den Stasiskammern und würden, je nach Notwendigkeit, zur Unterstützung für den eigentlichen Einsatz hinzu gezogen werden. Es ging darum die Nachschubwege des Feindes zu sabotieren.
Elenas Abteilung wurden zwei Leute zugeteilt. Hawk Marshall und Genuzamanatony Genhenky; der Mann, der abstritt sich dem Militärdienst verschrieben zu haben. Elena verdrehte die Augen bei seinem ganzen Friedensgequatsche. Er schien generell mehr der Esotheriker zu sein. Das konnte ja heiter werden... Nunja, auf Raumschiffen gab es oft genug Hypochonder, die einem nur die Zeit stahlen. Vielleicht konnte Genhenky sich ja doch noch als nützlich erweisen, wenn er sich um solche Leute kümmerte, während Elena sich auf die echten Fälle konzentrierte. Marshall hatte zumindest Erste Hilfe Kenntnisse, aber leider auch eine ziemlich grosse Klappe und liess keine Gelegenheit aus anzügliche Bemerkungen zu machen. Elena konnte das auf den Tod nicht ausstehen. Sie hatte gehofft, nachdem sie aus dem Gefängnis raus war, endlich wieder unter Menschen zu sein, die sich kultiviert benehmen konnten... Und dann teilt man ausgerechnet Marshall ihrer Abteilung zu..
Krankenstation:
Allmählich wusste Elena nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Ein Fragebogen nach dem Anderen kehrte ausgefüllt zurück und sie erkannte, dass sie um diverse Einzelgespräche mit einigen Crewmitgliedern nicht herum kommen würde. Gleichzeitig versuchte sie Marshall und Genhenky zumindest in den Basics einzuweisen. Genhenky äusserte ständig seine Bedenken der modernen Medizin gegenüber, während Marshall, im Umgang mit den medizinischen Scannern eine schnelle Auffassungsgabe bewies. Der Captain machte allmählich Druck, wie sie mit den Fragebögen vorran käme und dass sie zusehen solle ihre zugeteilten Rekruten auch schnellstmöglich einzuweisen, da ihnen nicht mehr viel Zeit bis zum ersten Einsatz blieb. Der Captain redete sich wirklich leicht... Nun gut; während Marshall sich mit der Bedienung der medizinischen Scanner vertraut machte, erklärte Elena Genhenky, wie mit dem Injektor umzugehen war. Sollte er ihr doch gleich mal bei den anstehenden Impfungen behilflich sein, denn zu viele der Rekruten hatten schon lange ihre jährliche Kombiimpfung vernachlässigt. Das konnte auf einem Raumschiff gefährlich werden. Vor allem, wenn sich derzeit so viele Menschen unterschiedlicher Herkunft an Bord befanden, die zum Teil noch nie in ihrem Leben einen Arzt gesehen haben, geschweigedenn einen Impfinjektor... Der Feind würde sich schlapp lachen, wenn die Mission scheiterte, weil man die Gefährlichkeit von mikroskopisch kleinen Lebewesen unterschätzt hatte, die zum Teil binnen weniger Stunden eine ganze Mannschaft ausser Gefecht setzen konnte. Genhenky war in seinem ganzen Leben noch nie geimpft worden und äusserte auch hier wieder seine Bedenken. Aber Elena liess ihm das nicht durch gehen und so wurde auch er geimpft.
Bei den medizinischen Einzelgesprächen stellte sich heraus, dass zwei der Marines auf ein bestimmtes Medikament angewiesen waren, da sie ansonsten unkontrolliert aggressiv werden würden. Frank Rust und Robin Falk waren bei einem früheren Einsatz irgeneiner unbekannten Alien-Pflanze zu Nahe gekommen. Seither mussten sie dieses Medikament nehmen, das sich in einer unterschiedlich konzentrierten Tages- und Nachtdosis aufteilte. Keiner von Beiden kannte die Inhaltsstoffe des Medikamentes. Elena konnte auch keine genaueren Angaben anfordern, da die Indefatigable bereits mitten in feindlichem Gebiet war und absolute Funkstille gehalten wurde. Also mussten sie entweder darauf hoffen, dass das Medikament im Einsatzzeitraum ausreichen würde, oder sie mussten selbst heraus finden, worum es sich handelte. Hier konnte Marshall sich gleich mal mit seinen gewonnenen Kenntnissen im Umgang mit den medizinischen Scannern und Analysemethoden beweisen. Viel konnte er jedoch nicht heraus finden, da der entscheidende Inhaltsstoff nicht ermittelt werden konnte. Nur gut, dass es im Moment keinen Notstand gab, was das ominöse Medikament betraf. Dennoch hätte Elena gerne gewusst, womit sie es zu tun hatte. In der Zwischenzeit schickte sie Genhenky los, um die restlichen Fragebögen einzusammeln, denn es fehlten immernoch einige. Marshall hingegen war los gezogen, um noch eine Probe des Medikamentes von Robin Falk zu holen, da bislang nur die Pillen von Frank Rust untersucht worden war. Wahrscheinlich aber suchte er nur nach einem Vorwand das nächste weibliche Wesen an Bord mit seinem "Charme" zu beehren. Elena nutzte die eingekehrte Ruhe auf der Krankenstation, um etwas Ordnung in das Chaos zu schaffen, doch blieb ihr nicht lange Gelegenheit dazu. Captain William Bligh beehrte sie erneut mit einem persönlichen Besuch, um sich nach den Fortschritten zu erkundigen und ob Probleme zu erwarten seien. Damit bezog er sich auf die unbekannte Krankheit der beiden Marines. Diesbezüglich konnte sie den Captain vorerst beruhigen, da die Marines noch einen erheblichen Vorrat der ihnen verordneten Medikamente bei sich hatten und diese wahrscheinlich bis zur Beendigung der Mission ausreichen würden. Dennoch betonte Elena, dass sie gerne für alle Eventualitäten gewapnet ist und weiter nach den Inhaltsstoffen des Medikaments forschen wird. Dem Captain schien das ausreichend zu sein und wandte sich bereits zum gehen ab, als Elena die Gelegenheit wahr nahm, um den Fragebogen des Captains in einem Einzelgespräch genauer durchzugehen. Schliesslich war sie auch für seine Gesundheit hier an Bord verantwortlich. Ein Punkt war ihr sofort in`s Auge gestochen. Gelbsucht oder Lebererkrankung war mit "ja" angekreuzt worden. Auf ihre Frage, worum es sich handelte, antwortete er ausweichend, dass es da vor etwa einem Jahr kleinere Unregelmässigkeiten gab. Kleinere Unregelmässigkeiten... ja die hatte es bei Elena auch gegeben. Sie räusperte sich und schüttelte den Gedanken ab, während sie ihm noch ein paar Fragen bezüglich der Regelmässigkeit seiner medizinischen Checks und Impfungen stellte. Nur weil ihre eigenen schlechten Leberwerte auf ihren Alkoholkonsum zurück zu führen waren, musste das beim Captain noch lange nicht der selbe Grund sein. Auch wenn sie sich eingestehen musste, dass der Gedanke einer solchen Gemeinsamkeit mit dem Captain, ihn in ihren Augen, durchaus sympathisch erscheinen liess. 'Elena! Was für einen Blödsinn denkst Du da eigentlich? Lebererkrankung; Gemeinsamkeit.... Reiss dich zusammen! Von dem Mann hängt Dein weiterer Karriereweg ab und der führt geradewegs wieder zurück in`s Militärgefängnis, wenn du auch noch auf die Idee kommst ihn zu fragen, ob er in seiner Kabine zufällig eine Minibar hätte und er sie vielleicht zu einem Tropfen einladen würde... Entweder warst du zu lang im Gefängnis, oder die billigen Anmachsprüche von Marshall haben Dir die Birne aufgeweicht!' massregelte sie sich selbst.
Das Gespräch mit dem Captain dauerte nicht sehr lange. Sie ging nur auf die wichtigsten Punkte ein und machte sich hier und dort eine Notiz. Schliesslich konnte sie den Captain vor so einem wichtigen Einsatz nicht zu lange von der Arbeit abhalten. Nachdem alle vorläufigen Fragen geklärt waren, verliess er die Krankenstation und Elena träumte vor sich hin, als sie die Unterlagen sortierte und sich danach in Richtung Kombüse aufmachte, um ihrem knurrenden Magen endlich nachzugeben. 'Commander William Bligh... Ob er wohl verwandt ist mit Herzog Bligh? Das wäre in jedem Fall ein Gewinn für ihren angeschlagenen Lebenslauf.'
Auf dem Weg zur Kombüse und zurück:
Überall auf dem Schiff begegnete man ihr mit einem höflichen Nicken, oder einem respektvollen Gruss. Die lange Zeit, in der sie im Gefängnis wie Abschaum behandelt und rumgeschubst worden war, kam ihr bereits völlig unwirklich vor. Sie fühlte sich wohl, ungeachtet der todesmutigen Tatsache, dass sie sich mitten in feindlichem Gebiet befanden, auf einem Schiff, das seine besten Tage lange hinter sich gelassen hatte. Die Leute hatten sogar einen Spitznamen für Elena. "Bones" nach irgendeiner alten Fernsehserie mit einer Pathologin der Gerichtsmedizin oder sowas. Das hatte sie erst erschreckt, weil sie den Spitznamen für eine Anspielung an ihren verhängnisvollen "Kunstfehler" hielt. Aber ihr wurde klar, dass hier niemand von ihrer Verurteilung wusste. Abgesehen vom Captain natürlich, der ihre Akte mit Sicherheit kannte. Wahrscheinlich auch der XO und mit Sicherheit der Geheimdienstler. Diese Leute hatten sowieso immer ihre Nasen in der Vergangenheit anderer Leute. Je dunkler diese ist, umso interessanter... Aber Elena wäre nicht hier, wenn die Führungsoffiziere sie nicht hätten hier haben wollen. Sie war dankbar für diese Chance und würde das in sie gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen.
In der Kombüse fand sie dann auch schnell etwas, das ihren Magen für eine Weile ruhig stellen sollte. Geschmacklich erinnerte sie das Essen hier in etwa an den Gefängnisfrass... Nur ohne Ungeziefer. Das störte sie im Moment aber nicht weiter. Sie hatte nicht vor sich von den Erinnerungen überrollen zu lassen. Gut gelaunt und frisch gestärkt verließ sie die Kombüse wieder und stiess nach ein paar Schritten beinahe mit dem Captain zusammen, der sie bereits auf der Krankenstation gesucht hatte. Es war zwar ihr gutes Recht auch mal eine kleine Pause zu machen, aber es machte sich nie gut, wenn man ausgerechnet in dem Moment vom Vorgesetzten, oder gar vom Captain (!) gesucht wird... Andererseits war es fast schon auffällig, wie oft der Captain sie aufsuchte. Ob da wohl mehr dahinter steckte? Ein scherzhafter Gedanke zum Thema Bettkante und nicht runter stossen, schoss ihr durch den Kopf, den sie erschrocken über sich selbst sofort unterband. Sie sollte sich Gedanken dieser Art endlich aus dem Kopf schlagen. Wer bildete sie sich eigentlich ein zu sein? Bligh kannte ihre Akte, da war sie sich sicher. Das einzige Interesse, das er an ihr haben würde, wäre sicher zu gehen, dass sie nicht Rückfällig wurde. Und davon will er sich offenbar selbst ein Bild machen. Das, und NUR DAS, war wohl der Grund für seine häufigen, persönlichen Besuche. Wahrscheinlich ging es ihm sogar gegen den Strich, dass man ihm eine verbrauchte Säuferin als Ärztin auf dieser Mission zugeteilt hatte... 'Na Prima... Du hast ja eine tolle Meinung von dir selbst. Wo hast du nur dein Selbstvertrauen gelassen? Beim einchecken im Militärgefängnis wohl an der Pforte abgegeben und beim wieder auschecken dort vergessen... reiss dich zusammen und mach deinen Job!'
Sowie ihre Gedanken halbwegs wieder in geordneten Bahnen verliefen, sickerte auch die Anweisung des Captains bei ihr durch und diese löste Unbehagen bei ihr aus. "Sir, ich möchte anmerken, dass Mr. Genhenky zu Protokoll gab, nie dafür unterschrieben zu haben freiwilligen Militärdienst zu leisten. Es ist nicht auszuschliessen, dass seine Anwesenheit hier Aufgrund eines Irrtums zustande kam. Ehrlich gesagt bin ich geneigt ihm das zu glauben, wenn sie mir den Einwand erlauben." entgegnete Elena vorsichtig, wovon sich der Captain nicht im geringsten beeindrucken liess. "Dr. Sukov; wir sind hier auf einem Militärschiff und keinem Kreuzfahrtunternehmen, wo jeder rum laufen kann, wie er will! Wenn er ein Problem mit einem anständigen Haarschnitt hat, dann schicken sie ihn zu mir, ich werd sie ihm schon zurecht föhnen!" konterte der Captain in ruhigem, aber bestimmten Tonfall, der keinen Widerspruch dultete und Elena nur ein kleinlautes "Ja Sir... ich rede mit ihm..." ermöglichte. Sie blickte dem Captain noch kurz nach, ehe sie sich mit einem flauen Gefühl in Richtung Krankenstation begab, wo ihr auch sogleich Genhenky begegnete.
Krankenstation:
Elena wusste nicht viel über seinen Heimatplaneten - wie war der Name? Asgard? -, oder den Gepflogenheiten dort. Aber sie konnte sich gut vorstellen, dass die langen Haare irgendeine traditionelle oder gar religiöse Bedeutung haben könnten. Sie hielt Genhenky zwar für einen einfältigen Spinner und war nicht sehr begeistert davon ihn in ihrer Abteilung zu haben, dennoch war ihr ein gutes Betriebsklima wichtig und er hatte schon den Schock zu verdauen auf einem Kriegsschiff zu sein, wo ihm doch Frieden so sehr am Herzen lag. Sie versuchte es ihm möglichst schonend zu sagen, dass er sich von seinen langen Haaren, auf Befehl des Captains, trennen müsse. Wie erwartet reagierte Genhenky entsprechend aufgebracht. Elena wusste sich nicht zu helfen. Mit Problemen dieser Art musste sie sich noch nie auseinander setzen. Sie war auch nie zuvor Abteilungsleiterin. Vielleicht war es ja möglich doch noch eine Ausnahmeregelung zu finden. Genhenky beschloss persönlich mit dem Captain zu reden und Elena hielt das für eine gute Idee. Doch kaum war Genhenky weg, hätte sie sich am liebsten selbst geohrfeigt... Als Abteilungsleiterin wäre es ihre Aufgabe mit dem Captain zu reden, oder zumindest gemeinsam mit Genhenky beim Captain vorstellig zu werden. Das gab mit Sicherheit einen fetten Minuspunkt auf ihrer Bewertungsscala... Nun war es zu spät... Zur Ablenkung von ihrem Fehler vergrub sie sich bis spät in die Nacht in die Auswertung der Fragebögen. Begleitet von ihrem guten alten Bekannten, den sie eigentlich nur zur Sicherheit auf der Krankenstation versteckt hatte und nicht mehr anrühren wollte. Aber nach diesem Fauxpas, brauchte sie etwas zur Beruhigung ihrer Nerven.
Irgendwann schlief sie erschöpft und nicht mehr ganz nüchtern, über ihren Unterlagen ein, doch es war kein ruhiger Schlaf. Erinnerungen aus ihrer Zeit im Militärgefängnis quälten sie. Dort gab es einen Wachleiter, der früher wohl bei den Marines war. Weiss der Henker was er angestellt hatte, dass er jetzt seine Brötchen als Gefängniswärter verdienen musste. Es war ihm anzumerken, dass er über seine Position nicht sonderlich Glücklich war und seinen Frust liess er gerne an den Gefangenen aus. Besonders gefürchtet waren seine Disziplinierungsmassnahmen. Gleichgültig ob der betroffene Häftling etwas ausgefressen hatte oder nicht. Es konnte jeden treffen. Meist mitten in der Nacht. Am Schlimmsten war es aber, wenn man nur hörte was mit einem Mithäftling gerade passierte, denn die Fantasie konnte einem fast noch schlimmere Streiche spielen und die Szenarien unnötig ausschmücken... Und genau das passierte gerade in Elenas Traum. Erschrocken und von kaltem Schweiss bedeckt, schreckte sie hoch, doch das seltsame Schlurfen war noch immer zu hören. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter, ehe sie sich selbst zur Ruhe ermahnte und orientierte. Sie war nicht mehr im Gefängnis. Sie war auf einem Raumschiff. In ihrer Krankenstation. Draussen auf dem Gang wird wahrscheinlich irgendein armer Tropf zum Wischen des Flurs verdonnert worden sein. Sauberkeit war auf einem Raumschiff absolut wichtig, wenngleich keine beliebte Arbeit. Elena atmete ein paarmal tief durch, um sich wieder zu beruhigen und beschloss sich auf eine der freien Krankenliegen zu legen, was rückenschonender war, als imr Bürostuhl zu schlafen. Es musste sowieso jemand in Bereitschaft auf der Krankenstation bleiben, also konnte sie genauso gut hier schlafen. Immernoch besser, als die Akten als Kopfkissen zu verwenden. Die Geräusche auf dem Gang ignorierte sie nach Möglichkeit. Diese hielten aber ohnehin nicht mehr lange an.
Sie war noch garnicht richtig eingeschlafen, da öffnete sich die Tür der Krankenstation und einer der Marines steckte seinen Kopf herein. Chief Petty Officer Rashid Ben Ahmed Al Hazzred stand in der Tür und blickte mindestens ebenso überrascht drein, wie Elena. "Oh, Entschuldigung Doktor. Ich dachte es wäre niemand hier." sagte er. "Ich habe Bereitschaftsdienst." murmelte Elena, die sich fragte, was der Marine wohl auf der Krankenstation wollte, wenn er davon aus ging, dass niemand hier sei. Irgendwelche Drogen vielleicht abgreifen? Die waren sicher verschlossen. "Bei mir wurde es etwas länger und ich wollte niemanden im Quartier wecken. Desshalb dachte ich mir, ich lege mich hier auf eine der Liegen. Entschuldigen sie die Störung." erklärte Rashid und wollte sich schon wieder zum gehen abwenden, aber Elena hielt ihn auf. "Nachdem sie mich ja schon geweckt haben, können sie sich auch nützlich machen und sich hier auch schlafen legen. Wenn aber ein Notfall rein kommt, werden sie mir schnellstmöglich Marshall und Genhenky aus den Federn schmeissen. Mir fällt nämlich ein, dass ich keine Ahnung habe in welchen Quartieren sie untergebracht sind und werde dann keine Zeit haben alle Möglichkeiten abzuklappern, falls ich Unterstützung brauche." wies Elena ihn an. Rashid schien damit einverstanden und machte es sich auf einer der Liegen gemütlich. Wenig später bereute Elena es ihm gestattet zu haben auf der Krankenstation zu nächtigen, denn ein gleichmässiges Schnarchen sabotierte nun ihren Schlaf...